Quer durch das Heilige Land

Von Ashdod über Tel Aviv, Rosh Hanikra, Kafar Haruf, Ein Gev, Banias (Jordanquellen), Jerusalem, En Gedi, Mizpe Ramon bis Eilat.

Rückblickend auf unsere erste Woche in Israel sind uns zwei Dinge maßgeblich im Gedächtnis geblieben. Erstens: Israel besteht anscheinend nur aus Feiertagen oder Sabbattagen (zumindest waren wir zum falschen Zeitpunkt vor Ort). Und zweitens: Die Israelis sind absolut Lärmunempfindlich und lieben es, sich ständig mit lauter Musik zu umgeben und mit brummenden Stromgeneratoren zu campen.

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Aber nun alles der Reihe nach: Angekommen sind wir am 13. Oktober in Ashdod. Und wie es das Schicksal wollte, war es ein  Feiertag. Wir dachten uns am Anfang nichts dabei, jedoch sagten uns die Damen und Herren von der Immigration und Polizei (die zu uns auf das Schiff kamen) nach mehreren Stunden getrennter Befragung, dass an diesem Tag keine Fracht von Bord darf und somit auch wir nicht.  So verbrachten wir zusammen mit der Crew einen weiteren Tag an Bord unseres Frachtschiffes. Das war aber nicht weiter schlimm, da das Schiff für uns nach einer Woche schon fast wie ein Zuhause geworden war.

Am nächsten Tag früh morgens fuhren wir dann freudestrahlend und voller Tatendrang mit unserem Auto vom Schiff, jedoch kamen wir nur bis zur Zollabfertigung. „Heute arbeitet leider keiner mehr, da morgen Sabbat ist und gestern Feiertag war!“ Da wir nicht noch weitere Tage in unserem „neuen Zuhause“ verbringen wollten, hatten wir spontan beschlossen nach Tel Aviv mit dem Bus zu fahren und die nächsten beiden Tage dort zu verbringen. Glücklicherweise hatte uns eine Mitarbeiterin von unserer Frachtschiff-Agentur Alaluv zum Ashdod Bus-Terminal mitgenommen, da das ganze Gelände verlassen und weit und breit weder Taxi noch Bus zu bekommen war.  Die Busfahrt von Ashdod nach Tel Aviv war angenehm, jedoch hat Tel Aviv mit Sicherheit den hässlichsten und unübersichtlichsten Bus-Terminal,  der je von Menschenhand errichtet wurde. Da wir keine Minute länger dort verbringen wollten, hatten wir letztendlich die letzten 4 km zu Fuß nach Old Jaffa hingelegt. Einquartiert haben wir uns im Old Jaffa Hostel, das nicht nur nett, sondern auch sehr nett gelegen war, direkt neben dem Markt von Old Jaffa. Nachmittags hatten wir unsere Frachtschiffbegleiter Tessa und Giora in ihrem wunderschönen Haus in Old Jaffa besucht (mit Blick von der Dachterrasse über ganz Tel Aviv bis hin zu den Bergen von Jerusalem). Bei unserem kurzen Besuch stellten wir wieder fest, dass wir die allabendlichen Erzählungen über ihr Leben und über Ihre Zeit in Israel sehr vermissen werden.

Nach zwei herrlichen Tagen Tel Aviv hatten wir uns am Sonntag, den 16. Oktober in aller Herrgottsfrühe auf den  Weg nach Ashdod gemacht, um unser Auto nun endlich aus dem Hafen zu bekommen. Zuerst ging es zu unserem Frachtschiff-Agenten der Grimaldi Lines in Ashdod (Alaluv, GPS Koordinaten N 31,827 E 34,653 ). Dort angekommen, hatten wir zwei Stunden vergeblich versucht, eine Versicherung für unser Auto in Israel zu bekommen. Aufgrund der Feiertage waren alle Versicherungen die ganze Woche im Urlaub. Glücklicherweise hatte uns dann kurz vor unserer kompletten Verzweiflung unsere Agentur einen Schlepper mit dem Namen Chacho vermittelt. Obwohl Chacho schmerzliche 80 Euro verlangt hatte, können wir im Nachhinein gerne bestätigen, dass dies die goldrichtige Entscheidung war. Ohne ihn würden wir vermutlich jetzt noch im Hafen von Ashdod sitzen. Er hatte uns über seine dunklen Kanäle in kürzester Zeit eine Auto-Versicherung für einen Monat besorgt und uns von der Hafensteuerstelle über den Zoll, den Hafenagenten, die Sicherheitsdurchsuchung, die Polizei, etc., etc. fast reibungslos durchgelotst. Wie schon gesagt, ohne ihn wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Da auch an diesem Tag aufgrund der Feiertagswoche nur halbtags gearbeitet wurde, waren alle Beamten um 14:00 h wieder nach Hause gegangen. Uns fehlte aber noch ein letzter Stempel von der Hafenbehörde. Chacho ging kurzerhand zum Managing Director des Ashdod-Hafens und überzeugte ihn, die zuständige Person vom Feiertag zurückzuholen. Nachdem die Sicherheit am Ende auch den kleinsten Winkel unseres Autos geprüft hatte, war es dann um 17:30 h endlich vollbracht: der Schlagbaum öffnete sich und wir sind mit Auto nach Israel eingereist. An dieser Stelle, ein großes Dankeschön an Chacho. Auch wenn er ein kleiner Gauner ist, seine Hilfe war unerlässlich. Für alle, die jemals nach uns über diesen Hafen mit einem Fahrzeug einreisen, an dieser Stelle seine Mobilfunknummer: +972-507206901.
Die Israelis haben nicht nur durchgehend Feiertag oder Sabbat, auch ihre Zeit ist so ungünstig umgestellt, dass es um 17:30 Uhr bereits stockdunkel war. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, nördlich von Tel Aviv auf einen Campingplatz zu fahren. Direkt am Meer, wunderschön gelegen, mit annehmbar sauberen Duschen und Toiletten. (Yanai Beach Campsite N 32,3875 E 34,8644).

An dieser Stelle etwas zum Campingverhalten der Israelis. Die Camper in Israel sind mit mindestens zwanzig Plastiktüten, Schaumstoff-Matratzen und einem Generator beladen, um in die Natur zu fahren. Bei Ankunft wird auf den vorhandenen Tischen erst einmal eine Plastik-Tischdecke gelegt und der Generator angeschmissen, um den mitgebrachten Kühlschrank zu betreiben. Viel wichtiger sind dann noch Musikanlage und die Halogenstrahler. In Israel gibt es anscheinend nur ein Zeltmodell in unterschiedlichen Größen zu kaufen, da alle gleich aussehen. Kein Wunder, dass wir mit unserem Autodachzelt immer im Zentrum des Spektakels waren, sobald wir dieses aufgeklappt hatten. Wir wurden von allen Seiten bestaunt, ausgefragt und sogar fotografiert. Fast hatten wir das Gefühl, das einzige Dachzelt in ganz Israel zu besitzen und fühlten uns ein bisschen wie im Zoo. Dadurch haben sich jedoch  immer nette Gespräche ergeben. Sicherlich wollen wir hier keine Klischees aufstellen, aber Camping in Israel ist etwas völlig anderes als in Europa oder Afrika.

Nach diesem kleinen Exkurs, zum Thema Camping in Israel, ging es nun weiter immer Richtung Norden.  In Kfar Rosch HaNikra haben wir uns den Luxus geleistet und sind mit der Seilbahn, 250 Meter zu den Kreidefelsen und den Höhlen hinabgefahren. Von hier ging es durch einen Nationalpark an den See Genezareth. Dort haben wir die Nacht in Ein Gev verbracht (viel Müll und nicht wirklich schön) und sind am nächsten Tag über die Golan Höhen in den Nordosten von Israel zu den Jordanquellen gefahren. Ein Panias ist ein traumhaft schöner Ort. Gegründet von den Griechen, entspringt hier eine der drei Quellen, welche sich weiter unten zum Jordan vereinen. Das Wasser quillt hier in großen Mengen direkt unter den alten Pflastersteinen hervor und sammelt sich in großen antiken Wasserbecken, von wo es dann weiter Talabwärts strömt. In der Nähe von Ein Panias haben wir, nach längerer Suche einen sehr schönen Campingplatz direkt am Jordan gefunden. (GPS Koordinaten N 33,2227 E 35,6118).

Da wir beide Jerusalem kennen und mal wieder Feiertag und Sabbat war, haben wir uns kurzfristig entschieden, Jerusalem nicht anzufahren und uns direkt auf den Weg nach En Gedi zu machen. Dort haben wir direkt am Meer unser Lager für die Nacht aufgeschlagen. Und kaum hatten wir das Dachzelt aufgeklappt, wurden wir wieder von allen Seiten bestaunt und befragt. Somit haben sich aber auch hier wieder nette Gespräche ergeben. Dabei hatten wir den Tipp bekommen, dass der Krater in der Negev Wüste bei Mispe Ramon ein lohnenswerter Abstecher auf dem Weg nach Eilat sei. Dem war auch so. Und so hat unser Toyota zum ersten Mal eine ordentliche Offroad-Strecke unter die Reifen bekommen. Nach einer kalten und windigen Nacht, mit dem ersten Lagerfeuer und einer grandiosen Aussicht ging es am nächsten Tag weiter nach Eilat. Ganz im Süden von Israel, zwischen Jordanien und Ägypten, quetscht sich das Miami-ähnliche, touristenburgenübersäte Eilat. Zwischen Shopping Mals und Hafenanlagen, Flughafen und Grenzen, ist es nicht der sehenswerteste Ort in Israel. So haben wir beschlossen,  uns am nächsten Tag auf den Weg nach Jordanien zu machen.

Zusammenfassend können wir sagen, Israel hat sich wirklich gelohnt.

Die Hightlights waren:

  • Die herausfordernde Einreise nach Israel
  • Leidenschaftliche, interessierte und hilfsbereite Menschen
  • Abwechslungsreiche, wunderschöne Landschaften
  • Die kurzen Fahrstrecken (Israel ist wirklich klein)

Der Reisebericht von Tanja und Cederic aus Israel:

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