In Windhoek angekommen haben wir zuerst Julians Freunde Jimmy und Heidi in ihrem Workshop der „Southern Cross Safaris“ aufgesucht. Den beiden gehört seit fünfzehn Jahren das renommierte Safariunternehmen mit abenteuerlichen off-road sowie „Wildcamping“ Touren innerhalb Namibias, Botswana und Sambia. Da nun auch Zimbabwe in ihrem Angebot hinzugefügt werden soll, wollten die beiden für die nächsten drei Wochen auf Exkursionstour nach Zimbabwe gehen um die perfekte Tour zusammenzustellen. Während der Zeit mussten wir auf ihr Privathaus und die Hunde in Windhoek „aufpassen“, damit sie alles wieder so vorfinden wie sie es zurückgelassen haben. Ähnlich wie in Johannesburg sind auch in Windhoek fast alle Häuser hinter Elektrozäunen versteckt. Trotzdem passieren viele Einbrüche, wenn ein Haus unbewohnt aussieht. Gerne haben wir den beiden den Gefallen getan, denn die kleine Reisepause gab uns Gelegenheit, einige Servicearbeiten am Auto zu erledigen, das Internet wieder auf Vordermann zu bringen sowie weitere Vorkehrungen und Einkäufe für unsere Weiterreise zu tätigen. Außerdem war es ganz angenehm, bei den winterlichen Temperaturen in Windhoek (nachts häufig Minusgrade und tagsüber sonnig bei 25 Grad) in einem Haus zu schlafen. Windhoek ist eine sehr beschauliche und ruhige Stadt, in der nicht wirklich viel passiert.
Wir waren während der Zeit häufiger auf den umliegenden Farmem „Krumhuk“, Ondunu und Klaratal. Julian hatte vor neun Jahren für ein Jahr auf der Farm Krumhuk gearbeitet und es war schön zu sehen, dass sich nichts verändert hatte. Es ist eine herrliche Farm mitten in einer bergigen Landschaft mit 8500 ha, einem Wildbestand von ca. 1000 Stück (Oryxe, Kudus, Springböcke, Wildschweine, etc.) und ca. 650 Rinder sowie vielen Pferden. Das sind ganz andere Dimensionen als bei uns in Deutschland jedoch gibt es nur ganz selten Regen. Aufgrund der Wasserknappheit wird viel Wild gehalten, da dieses keine Versorgung und wenig Wasser benötigt und dabei das beste (absolut fettfreies) Fleisch hervorbringt.
Mit einem komplett überholten Fahrzeug und Verpflegung für vier Wochen machten wir uns anschließend auch schon wieder auf zu neuen Herausforderungen. Wir wollten das einsam gelegene Kaokoveld im Nordwesten Namibias erkunden und fuhren Richtung Norden über Okahandja zum Camp Eileen (eine nette Campsite mit schönen Wandermöglichkeiten. Am nächsten Tag besuchten wir die sehr gut erhaltenen Buschmannzeichnungen in Twevelfontain, da diese günstig auf der Strecke lagen und zu den Sehenswürdigkeiten Namibia’s zählen. Am nächsten Tag gleich weiter nach Palmwag.
Die Palmwag Conservancy ist der Eintritt zum Kaokoveld, welches raue unberührte abgeschiedene Natur mit vielen Wildtieren wie Nashörnern, Elefanten, Löwen…etc. bietet. Außerhalb der Palmwag Conservancy hatten wir gleich ein erstes Zusammentreffen mit einem verärgerten Nashorn. Das Nashorn war überhaupt nicht begeistert von unserem leuchtend gelben Toyota (oder vielleicht gerade begeistert?) und jagte uns wild stürmend mit ganzen 40 km/h hinterher. Wir hatten wirklich Glück, dass dieser Teil der ansonsten grobsteinigen Offroad-Strecke gut zu befahren war und wir noch etwas mehr Gas geben konnten. Nicht auszudenken, wenn uns die beiden beeindruckenden spitzen Hörner aufgespießt hätten. Leider konnten wir noch nicht mal ein Foto von dem wild schnaubenden Tier machen, das glücklicherweise irgendwann das „Rennen“ aufgab und abbog. Nach diesem Schreck fuhren wir noch ein bisschen durch die einsame Berglandschaft und suchten einen Campingplatz unter den Sternen. Außer friedlich grasenden Springböcken haben wir an diesem Tag keine weiteren Tiere mehr gesehen. Der Platz hatte einen schönen Blick aber nach Sonnenuntergang war es trotz Lagerfeuer so kalt und windig, dass wir uns lieber ins Dachzelt zurückzogen.
Die nächsten Tage standen wir mit der Sonne auf und fuhren im Schritttempo immer weiter Richtung Nordwesten. Es fühlte sich an als wären wir neben den Wildtieren die einzigen Lebewesen weit und breit und es war ein befreiendes Gefühl, mitten in der bergigen Wüsten-Landschaft unsere 360 Grad Buschdusche aufzubauen. Entlang eines Trockenflusses waren auch viele Elefanten und Giraffen zu sehen. Die Wüstenelefanten in der Gegend sind nicht zu unterschätzen. Wir wurden von einigen Reisenden gewarnt, dass die Elefanten sehr aggressiv sein sollen und schon das ein oder andere Auto zertrümmert haben. Vor allem nachts in den Flussbeten und auf der Campsite in Puros. Wir übernachteten deshalb immer entfernt von den Flussbetten und hatten keine Probleme.
Nach ein paar Tagen wildem Off-Road-Fahren erreichten wir die Hartmannsberge im nördlichen Teil des Kaokofeldes und fanden eine Traumlandschaft vor. Hier waren wieder die herrlich roten Sanddünen vor den hohen Bergen und den gelblich schimmernden Graswüstenfeldern. Das war ein tolles Farbenspiel, an dem wir uns nicht sattsehen konnten. Deshalb blieben wir drei Nächte, an einem wunderschönen Platz versteckt hinter den Bergen und teilten dieses Vergnügen nur mit grasenden Straußen, Oryxen und Springböcken. Im Ugabtal fühlten wir uns schon weitgehend alleine auf der Welt, jedoch im Kaokofeld waren wir komplett abgeschnitten von der Außenwelt. Gut, dass unser Wasservorrat (ca. 100 ltr.) ausreichend war, denn wir hatten seit einer Woche keine Menschenseele mehr gesehen und die nächste Wasserstelle war weit entfernt.
Von den Hartmannsbergen fuhren wir durch das Mariental zum Kunene River. Das Mariental bietet ebenfalls ein spektakuläres Natur- und Farbenschauspiel. Hinzu kommt, dass dort die traditionellen Himbastämme in ihren Krals mit ihren Kühen und Ziegen leben. Die Himbas in dieser Gegend haben deswegen nichts von ihrer Ursprünglichkeit verloren, da sie gänzlich abgeschnitten sind. Die Straßen sind so schlecht, dass dieses Gebiet nur mit anspruchsvollem Off-Road-Fahren zu erreichen ist. Dadurch reduziert sich der Tourismus automatisch auf ein Minimum und es gibt keine Versorgung von außen (somit leider auch kaum Schulbildung). Die Himbas ernähren sich von selbst angebautem Gemüse und Fleisch von Kühen und Ziegen. Auf uns wirkten die Himbas sehr stolz, ästhetisch und unglaublich freundlich. Die Frauen tragen viel Schmuck, sind nur mit Lederröcken bekleidet und von Kopf bis Fuß mit einem Gemisch aus roter Erde und Öl bemalt, das als Sonnenschutz dient und einen herrlichen Duft verbreitet (obwohl sie sich erstaunlicherweise nie waschen!).
Am nördlichen Rand des Marientals erreichten wir den Kunene River und freuten uns sehr, nach tagelanger trockener Wüstenlandschaft auf einen großen breiten Strom mit erfrischendem türkisfarbenem Wasser und auf das schön gelegene Synchro Camp zu stoßen. Das Camp Synchro liegt inmitten einer steinigen Bergwelt direkt am Kunene River. Das Flussbett vor unseren Augen war der Mittelpunkt der lokalen Waschzeremonien. Die Einheimischen badeten sich, wuschen ihre Wäsche und tränkten das Vieh. Dabei hatten sie immer die zahlreichen Krokodile im Auge. Wir kletterten einige Male auf die einsamen zerklüfteten Berge und hüpften bei den ca. 5 km entfernten Kunene Pools ins kalte Wasser, da diese Pools für Krokodile nicht zu erreichen sind. Neben dem perfekten Ambiente und einer Woche absoluter Isolation, war es eine willkommene Abwechslung wieder Mitreisende zu treffen. Die ersten zwei Tage teilten Lez und Sally aus London unsere Campsite und wir hatten uns viel zu erzählen. Wir bedauerten sehr, dass die beiden nicht länger bleiben konnten. Aber anschließend kamen Dori aus Israel und Tally aus New York zu uns auf die Campsite und wir hatten ebenfalls viel Spass und lustige Unterhaltungen mit den beiden. Dori reist seit 15 Jahren ins Kaokofeld und hat vor ein paar Jahren den mit Auszeichnungen gekrönten Film „The Cry of the Owl“ gedreht. Er handelt über die Tradition und das Leben der Himbastämme.
Da uns der Kunene River am Mariental so gut gefallen hat, blieben wir 6 Tage und fuhren anschließend über das Marble Camp und Opuvo zu den Epupa Falls. Opuvo ist alles andere als sehenswert, jedoch bietet es weit und breit die einzige Möglichkeit zu tanken und Lebensmittel einzukaufen. Dafür waren wir umso mehr begeistert von den Epupa Falls. Die Wassermassen stürzten von massiven Felswänden in kleine Pools zu dem breiten Kunenfluss inmitten einer wunderschönen kargen Bergwelt, die mit riesigen Baobabbäumen bewachsen war. Wir campten im Epupa Falls Camp direkt bei den Fällen und hatten einen herrlichen Blick auf die Stromschnellen.
Von den Epupa Falls führt eigentlich eine gut ausgebaute Teerstraße zu der Kunene Lodge, wir wollten jedoch direkt am Kunene River entlangfahren und nahmen die sehr schlechte steinige Off-Road Strecke in Kauf. Nach kürzester Zeit brach dann leider auch eine Feder und wir kamen nur noch im Schritttempo voran. Als Entschädigung fuhren wir durch faszinierende Landschaften und einsam gelegene Himbadörfer. Die Nacht verbrachten wir im idyllisch gelegenen Endjani Camp direkt am Fluss unter einer großen Akazie. Die Campsite gehört einem Himba Stammesangehörigen und wir wurden von seiner Familie mehrmals neugierig und interessiert besucht, da nur selten Reisende vorbeikommen. Wieder waren wir begeistert von der Freundlichkeit und der Ästhetik der Himbas.
Nach zwei Tagen Schritttempofahren kamen wir endlich in der hochgepriesenen Kunene Lodge an, jedoch fanden wir die Campsite um diese Jahreszeit viel zu touristisch und zu laut und fuhren am nächsten Tag weiter zum Etosha Nationalpark. Wenn man in Namibia viele Tiere und unzählige Touristen auf einem Platz sehen möchte, sollte man den Etosha Nationalpark nicht missen. Jetzt während der Trockenzeit sind alle Tiere zusammen mit den Unmengen an exotischen Touristen bequem an den Wasserstellen zu beobachten. Die Campsites müssen während der Hauptreisezeit schon Monate vorher reserviert werden, da diese bis auf den letzten Platz ausgebucht sind. Wir blieben nur eine Nacht im Namotomi Camp und fuhren anschließend zurück nach Windhoek, da es bei uns in vier Tagen weitergehen sollte nach Botswana.
Botswana war unser letztes Reiseziel von unserer Transafrika Tour. Julians Familie war dafür angereist um unsere letzten vier Wochen gemeinsam verbringen zu können. Unser Toyota blieb in Windhoek stehen und wir fuhren bequem in einem Unimog mit Jimmy‘s und Heidi’s Southern Cross Safari Unternehmen. Es war für uns ein ganz anderes Erlebnis, Tiere mit erfahrenen Tour Guides zu suchen. Jimmy und sein Botswana Guide Tabo spürten die sonst sehr selten zu sehenden Löwen und Leoparden auf und wir konnten sogar Geparden bei der Jagd nach Warzenschweinen beobachten. Da Southern Cross Safaris eine sogenannte Hatab Lizens hat, übernachteten wir mitten im Busch in unberührter Natur und hatten in unserem Camp des Öfteren Besuch von Elefanten, Giraffen, Nilpferden und vielen Anderen Bewohnern des Busches.
Unsere letzten zwei Wochen in Afrika verbrachten wir auf der Farm Krumhuk und nahmen uns die Zeit, die ganze Reise in Erzählungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir hatten so viele wunderschöne, interessante und bereichernde Eindrücke und Erlebnisse von denen wir mit Sicherheit noch Jahre davon zehren können.
Wir haben die Tour von Palmwag vis CampSyncro als GPX Track mit Tourbeschreibung hinterlegt.
Unsere Highlights
- Die herrliche Weite der Namibiafarmen, Krumhuk, Ondunu und Claratal
- Die Felsmalereinen in Twelelfontain
- Die schöne Palmwag Conservancy
- Das einsame Kaokofeld mit den herrlichen Harmannsbergen und Mariental
- Entlang des traumhaften Kunenerivers
- Die Tierwelt von Etosha
- Die unberührte Natur der Botswana-Nationalparks