Beginn der Reise von Stuttgart über die Alpen nach Venedig. Weiter nach Monfalcone und mit dem Frachtschiff über Zypern nach Israel. Oder die Frage, warum um alles in der Welt muss man einmal um die halbe Erde fahren?
Rudyard Kipling sagte einmal: „Es gibt zwei Sorten von Männern und Frauen, diejenigen die zu Hause bleiben. Und die anderen.“ In den letzten Tagen vor der Abfahrt, haben wir uns öfter gefragt, ob man denn nicht einfach zu Hause hätte bleiben können. Ob so eine Reise den ganzen Stress, die ganze Arbeit und Vorbereitungszeit wert ist. Und jetzt, eine Woche später können wir nur sagen, sie ist es wert. Jeder Tag, jede Minute und jede neue Erfahrung bestätigen uns das.
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Rückblick: Am 1. Oktober, wie geplant, haben wir uns von Stuttgart Richtung Italien aufgemacht. Beladen mit Sack und Pack, ging es über die Alpen, nach Südtirol, wo wir ein paar wundervolle Tage verbracht haben. Am 5. Oktober ging es dann weiter nach Venedig. Dort angekommen, haben wir die beiden Eidgenossen Tanja und Cederic getroffen, die auch auf dem Weg nach Cape Town sind. www.sanduku.ch
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Die beiden Tage in Venedig waren ausgesprochen schön und wir wurden von einem warmen Spätsommerwetter verwöhnt. Und fast könnte man sagen, Venedig ist ein romantischer, wunderschöner Ort, wenn man es schafft, geflissentlich über die tausend und abertausend von amerikanischen, asiatischen und anderen Touristen hinwegzusehen.
Weiter ging es am 7. Oktober von Venedig in das 130 km entfernte Monfalcone. Der Tag begann mit einem eiskalten Regenschauer und die Temperaturen sanken merklich. Die Fahrt im Konvoi mit Tanja und Cerderic wurde begleitet von sintflutartigen Regenfällen. In Monfalcone, das seit dem zwanzigsten Jahrhundert für seine großen Werften bekannt ist, ging es problemlos durch den Zoll und direkt auf das Frachtschiff „Spees“, welches zur Grimaldi Group gehört.
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An dieser Stelle ein paar Dinge zum Reisen auf Frachtschiffen. Frachtschiffreisen sind nicht zu verwechseln mit einer normalen Fähre oder gar einem Kreuzfahrtschiff. Konnte man früher auf einem Schiff anheuern, um so kostengünstig von einem Kontinent zum anderen zu gelangen, ist dies mittlerweile fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dafür kann man sich, für gutes Geld, einen Platz auf einem Frachtschiff kaufen. Der Hintergrund ist der, dass in den Zeiten vor Satellitennavigation und weltweiter Datenkommunikation deutlich weniger Personal auf einem Schiff benötigt wird, als dies damals der Fall war. Das hat somit zur Folge, dass nun eine begrenzte Anzahl von Kabinen für Passagiere zur Verfügung steht. Aber eigentlich sind die Passagiere nur Beiwerk in der riesigen Maschinerie eines solchen Schiffes. Neben allen möglichen und sonderbaren Fahrzeugen hat unser Frachtschiff, (zusätzlich zu unseren Landcruisern) noch 3300 weitere Neufahrzeuge, sowie einige andere Passagiere an Bord. Da sind z.B. Tessa und Giora. Sie Engländerin, er Israeli, seit fünfzig Jahren verheiratet. Tessa und Giora sind nicht etwa auf dem Schiff um eine besonders aufregende Reise auf einem Frachtschiff zu machen. Nein, Tessa hat mit fünfundzwanzig Jahren beschlossen, nie wieder in ein Flugzeug zu steigen. Und so haben wir in den folgenden Tagen einen Fundus für lustige, aufregende und spannende Reisegeschichten, fernab von Flughäfen und Jetset, bekommen. Die beiden sind zum Beispiel drei Wochen lang von Hongkong nach San Francisco auf einem Frachtschiff gefahren. An sich wäre das eine schöne Strecke gewesen. Jedoch steckte das Schiff auf der ganzen Fahrt in extrem starkem Nebel, so dass nicht einmal die Reling des Frachtschiffes erkannt werden konnte.
Wir erfahren unter anderem auch viele Dinge über Israel, über Ihre Zeit in einem Kibbuz, über die politischen Schwierigkeiten und über den Wandel der kontinuierlich stattfindet. Und so wird jede Malzeit an Board zu einer anregenden und informativen Angelegenheit.
Der siebte und letzte Passagier an Board ist Daniel. Er kommt aus Bern, ist Freelancer und Lebenskünstler. Unterwegs ist er mit seinem Mitsubishi mit Anhänger. Er hat das Projekt „Rider 4 Africa“ (www.ride4africa.ch)auf die Beine gestellt und ist auf dem Weg nach Kairo, um dort Motorräder zusammen zu bauen. Diese werden dann dort gebucht und nach einer langen Fahrt durch Afrika mit Endziel Swasiland an das Rote Kreuz verschenkt.
Wir waren sechs Tage an Board, haben die Kykladen passiert und haben kurz in Limassol, Zypern geankert. Dort wurden noch einmal Autos verladen, bevor wir die letzten zwölf Stunden nach Ashdod, Israel übergesetzt sind. Während der Fahrt hatten wir viel Zeit zur Erholung, da unser Aktionsradius auf 150 m beschränkt war, was nicht gerade viel Platz ist, um etwas zu unternehmen. Das Schiff wiegt einen in eine Trägheit, aus der man sich nur schwer befreien kann.
Aber es blieb viel Zeit. Zeit für Gedanken, Zeit für gute Ideen und lange Gespräche. So fernab von Internet und Handyempfang entdeckt man auf einmal wieder Dinge, die in einem normalen Alltag nur allzuleicht verloren gehen. Und vielleicht ist das der Sinn einer solchen Reise – sich zu besinnen auf die wirklich wichtigen Werte, sich frei von seinen Alltagssorgen und Problemen zu machen und wieder Zeit zu haben, Geschichten und Gedanken zu erzählen und zuzuhören.
Morgen geht es zu dem berühmt berüchtigten Zoll nach Israel. Davon werden wir beim nächsten Mal berichten.
Highlights:
- Als Passagier auf einem Frachtschiff zu reisen.
- Abends (und nachmittags) in den Schlaf gewogen zu werden.
- Dreimal am Tag fürstlich verköstigt zu werden.
- Zeit für Gedanken, gute Ideen und lange Gespräche
- Keinen Handyempfang oder Internet zu haben.