Nachdem wir es endlich geschafft hatten, die Fähre von Aqaba nach Nuweiba um 01:30 Uhr nachts zu boarden, ging es anschließend direkt noch auf dem Schiff durch die ägyptische Passkontrolle. Netterweise hatte uns ein Angestellter der Fährgesellschaft gleich in den VIP Salon der Fähre dirigiert, wo es angenehm leer und sehr ruhig war im Gegensatz zu der überfüllten, lauten und stinkenden Economy-Klasse. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Das Beste waren die dicken gemütlichen Ledersofas, die uns einen herrlichen Schlaf bescherten. Als wir am nächsten Morgen erwachten, lief das Schiff schon in den Hafen von Nuweiba ein. Dass wir noch größeres Glück hatten, haben wir erst die letzten Tage den Medien entnommen.
Auf der Fähre, mit der wir von Aqaba nach Nuweiba gefahren sind, ist nur eine Woche später im Laderaum Feuer ausgebrochen. Es kamen zwar fast keine Menschen zu Schaden (nur eine Person), jedoch wäre unser schöner Toyota mit Sicherheit den Flammen zum Opfer gefallen.
Die vielgefürchtete Einreise nach Ägypten gestaltete sich als relativ angenehm. Ein sogenannter Tourist Police Officer half uns durch den Dschungel der Einreise-, Versicherung-, Zoll- und weiteren mehr oder minder undurchsichtigen Papiere und Formulare. Nach einer Stunde und 1200 LE (ca. 150 Euro) rollten wir auch schon aus dem Hafen. Wieder galt unser erster Stopp einer Tankstelle und uns kamen fast die Freudentränen bei 0,19 Euro pro Liter. Auf Empfehlung eines Reiseführers, steuerten wir ein Beachresort in Nuweiba an. Und tatsächlich, „Soft Beach“ war ein Glücksgriff (GPS Koordinaten N29.02283 E34.67382). Sauber, schöner Stand und vorzügliches Essen für wenig Geld. Dieser Platz ist jedem, der hier vorbeikommt, zu empfehlen. Sogar Internet gab es und so konnten wir uns wieder in das interstellare Geschehen des weltweiten Netzes einklinken. Nach so vielen Tagen Wüste und Berge, war dies der ideale Platz, um alle wichtigen Dinge für die kommenden Tage/Wochen zu planen.
Nach vier Tagen, Sonne, Strand, leckerem Essen und viel Arbeit am Computer haben wir uns am 02.11.2011 auf den Weg zum Katharinenkloster gemacht. Auf der Strecke haben wir diverse Polizei- und Militärkontrollen problemlos passiert. Wir haben uns die Offroad-Strecken durch das weiße Wadi gespart, da wir in Jordanien schon ausgiebigst durch die Wüste gefegt sind. Das Katharienenkloster (GPS Koordinaten: 28° 33′ 21″ N, 33° 58′ 32″ O) liegt auf 1500 Meter Höhe und wurde zwischen 548 und 565 gegründet. Heute wird das Kloster griechisch-orthodox geführt, doch leider ist nur ein Teil des Klosters zugänglich.
Einquartiert haben wir uns im Farag Fox Camp (GPS Koordinaten 28º33,85689’N, 33º57,50381’E), welches von Beduinen geführt wird und ebenfalls von uns zu empfehlen ist. Am Nachmittag wurden wir dort Zeuge eines tiermedizinischen Spektakels, da ein Kamel krank war. Wenn keine Medizin wirkt, werden die traditionellen Methoden der Beduinen angewandt. Die Zunge des Kamels wurde mit Lappen und Stein gereinigt und danach der gesamte Mund mit Salz eingerieben. Zum Schluss wurden dem Kamel drei tiefe große Brandmale an Hals und Kopf mit einem glühenden Eisenstock hinzugefügt. Man glaubt es kaum, aber das Kamel hat alles über sich ergehen lassen und ist nun wohlauf.
Am 3.11.2011 früh morgens um 02:00 Uhr machten wir uns mit einem Guide auf den Weg zum Mosesberg, um den Sonnenaufgang in den Wüstenbergen zu erleben. Die Nacht war bitter kalt. Als wir das hellerleuchtete Dorf hinter uns ließen, wurden wir von völliger Dunkelheit, Stille und einem unglaublichen Sternenhimmel umgeben. Der Aufstieg erfolgte zu Beginn auf einem nur von Einheimischen benutzten Pfad. Somit waren wir fernab von den Touristenmassen. Jedoch führten die letzten 750 Stufen mit dem Katharienenkloster-Pfad zusammen. Hier trafen wir dann die Horden von zum Teil hausschuhtragenden Paulschaltouristen. Ab da war ein Vorwärtskommen nur noch im Schneckentempo möglich. Trotzdem hat sich der Aufstieg gelohnt, da es kaum etwas Magischeres gibt, als das erste Licht des sich ankündigenden Tages, welches die Wüste und Berge in all ihren Schattierungen hervorhebt.
Direkt neben unserem Beduinencamp ist uns sofort ein ausgefallenes, wunderschönes Haus aufgefallen. Der Besitzer ist ein Deutscher mit dem Namen Cosmos. Cosmos ist ein ehemaliger Beuys-Schüler, der mit seiner Frau Irma von 1997 bis 2007 zu Fuß mit zwei Eseln von Köln bis nach Jerusalem bzw. dann zum Katharienenkloster gelaufen ist. Neben dem Beduinencamp, ganz in der Nähe des Klosters haben sich die beiden 2007 entschieden, sich dort mit Ihren 2 Eseln niederzulassen und ein Haus zu bauen. Seine spannende Geschichte haben wir auf Video festgehalten. Weitere Informationen und Reiseberichte sind seiner Webseite zu entnehmen: cosmos-damian-factory.org
Zusätzlich hatten wir nachmittags Dr. Hilary Gilbert interviewt. Sie hat die South Sinai Foundation ins Leben gerufen, womit sie das Leben und den Stand der Beduinen in Ägypten mit kleinen Hilfsprojekten verbessert. Ihre Arbeit und Ihre täglichen Herausforderungen haben wir ebenfalls auf Video festgehalten. Ihre Projekte umfassen: Bildung, Gesundheit, nachhaltige Entwicklung und Arbeitsbeschaffung für Beduinen, Erhaltung von Kultur und Umwelt. Weitere Informationen sind ihrer Webseite zu entnehmen www.southsinaifoundation.org
Am 04.11.2011 sind wir morgens vom Katharienenkloster abgefahren in Richtung Kairo. Wir hatten die Nacht in der Wüste in unserem Dachzelt verbracht, da der auf der Strecke einzig ausgewiesene Campingplatz eher einer Müllhalde glich.
Am nächsten Vormittag, den 05.11.2011 sind wir in Kairo eingetroffen, nachdem wir wieder durch unzählige Polizei und Militär-Checkpoints mussten. Die Checkpoints sind vor und nach jedem Ort zur Passkontrolle stationiert. Wir durften jedoch immer gleich weiterfahren, sobald unsere Nationalität identifiziert war. Da wir wegen dem Sudan- und Äthiopienvisum in Kairo waren, haben wir ein Zimmer im „May Fair Hotel“ genommen, das günstig gelegen direkt im Botschaftsviertel von Kairo ist. Das Hotel ist nett und sauber (für ägyptische Verhältnisse) (GPS Koordinaten: N30.05941 E31.22102)
Und Weiteres im nächsten Blog….
Unsere Highlights:
- Angenehme Fährfahrt in der VIP Lounge und einfache Einreise nach Ägypten
- Arbeitsreiche Tage am schönen Strand von Sinai
- Kamelbehandlung nach Beduinen-Methode
- Besteigung des Mount Sinai
- Interview mit Cosmos. Der Deutsche der mit 2 Eseln von Köln nach Jerusalem lief
- Interview mit Hilary. Gründerin der South Sinai Foundation