Namibia bietet unbeschreibliche Weite, da es flächenmäßig so groß ist wie Deutschland und Frankreich zusammen bei nur knapp über zwei Millionen Einwohnern. Fast überall wird in der ehemals Deutschen Kolonie perfektes Deutsch gesprochen und man findet vorwiegend deutsche Namen sowie Straßen- und Ortsbezeichnungen. Es ist ein Land mit einem der größten Unterschiede zwischen Arm und Reich.
Vom Kalahari-Gemsbock Park am Rande der Kalahari, ganz im Süden Namibias ging es Richtung Westen. Wir fuhren über Khetmanshop (muss man nicht gesehen haben) vorbei am Naute Damm zum Fish River Canyon, der ein absolutes Muss ist für Namibiareisende. Auf unserem GPS hatten wir eine herrliche Campsite direkt am oberen Rand des Fish River Canyons aufgespürt. Bereits der Weg dorthin führte uns durch abgeschiedene schöne Landschaften und als wir dort ankamen, fanden wir nur einen einsamen Platz vor, auf dem weit und breit kein Mensch zu sehen war. So haben wir diesen sensationellen Spot ganz für uns alleine genossen, bis die Sonne im weichen gelben Licht hinter dem Canyon verschwand. Leider können wir nicht verraten, wo wir genau waren, da wir im Nachhinein feststellen mussten, dass dies ein privater Platz war.
Vom Fish River Canyon ging es weiter Richtung Norden, vorbei an Helmeringhausen, bis zur Namib Rand Conservancy . Auf der Campsite, welche zum Family Hideout gehört, hatten wir nicht nur die Campsite mit eigenen Facilities für uns ganz alleine, sondern ein ganzes Areal. Das war ein weiterer genialer Spot mit Blick auf trockene grasbewachsene Felder vor buschgrünen roten Sanddünen. Die anmutigen roten Sanddünen, verliehen der Wüstenlandschaft einen fast blumigen Anblick. Das war ein Ort mit unendlicher Weite wo man die Seele herrlich baumeln lassen konnte. Auch beim Wandern und Fahren durch die Sanddünen haben wir keinen Menschen gesehen nur Springböcke und Oryxe, die friedlich auf den Feldern grasten. Kein Wunder, dass sich Berühmtheiten wie Angelina Jolie, Brad Pitt und George Clooney dort regelmäßig niederlassen – allerdings in den viel teureren Wolwedans Lodges.
Nach ein paar Tagen völliger Abgeschiedenheit von der Außenwelt besuchten wir die roten Dünen am Sossusfley und trafen auf Horden von Touristen. Die Dünen von Sossusvlei sind ein weiteres Highlight Namibias. Mit einer relativen Höhe von ca. 375 Metern über dem Tsauchab Trockenfluss und einem Höhenunterschied von ca. 225 Metern zu den benachbarten Tälern zählen diese Sanddünen zu den höchsten der Welt. Obwohl sehr touristisch, haben wir es uns nicht nehmen lassen, zum Sonnenaufgang auf die „Düne 45“ zu steigen um das spektakuläre Lichtspiel in den Dünenwindungen zu bewundern. Anschließend fuhren wir die Tiefsand Off-Road Strecke bis zum Ende des Fleys (Pfanne) um vor dem Ansturm der Touristen am noch nicht ausgetrockneten See alleine zu frühstücken. Von oben boten die Dünen einen noch besseren Blick auf das Wasser inmitten der trockenen Dünenlandschaft. Auf der Sossusvlei Campsite haben wir überraschenderweise Chris und Rhoudan aus England wiedergetroffen, mit denen wir am Malawisee bereits viel Spaß zusammen hatten. Wir hatten uns viel zu erzählen und verbrachten zwei weitere sehr lustige feucht-fröhliche Abende am Lagerfeuer.
Nach Sossusflei machten wir einen kurzen Zwischenstopp in Hauchabfontain (GPS Koordinaten S24 31.628 E16 04.070), da Julian den Besitzer kannte und wir den „reißenden Wüstenfluss“ begutachten wollten. Die Quelle war tatsächlich beeindruckend, da diese mitten in der Wüste tiefe Pools bildete und sich zu einem Fluss durch die steinige Trockenlandschaft schlängelte. Wir konnten der Einladung nicht wiederstehen in der glühend heißen Sonne in die eiskalten Tiefen des Wassers zu springen. Natürlich war das nur ein sehr kurzes Vergnügen, da wir sofort durchgefroren waren.
Swakopmund, direkt am Atlantischen Ozean war unser nächstes Ziel. In Swakopmund fühlt man sich ganz und gar nicht wie im Ausland, denn es ist fest in „Deutscher Hand“. Die Deutsche Sprache wird vorrangig in allen Geschäften, Restaurants und Hotels gesprochen. Da wir zur kühleren Jahreszeit dort waren, haben wir uns ein nettes Hotelzimmer im „Grünen Kranz“ genommen, um die kalten Nächte und den feuchten Nebel zu umgehen. Über Weihnachten steppt der Bär in Swakopmund, da viele Südafrikaner und die Einwohner aus Windhoek ihre Ferien dort verbringen. Zu allen anderen Jahreszeiten ist diese Stadt sehr ruhig und beschaulich und man muss es nicht unbedingt gesehen haben. Ein kleines Highlight war für uns der Sundowner mit herrlichem Sonnenuntergang im Restaurant am Jetty.
Viel besser hat uns das nur 30 km entfernte Wlotskasbaken gefallen. Wlotzkasbaken ist eine reine Ferienhaussiedlung ebenfalls direkt am Atlantischen Ozean. Es gibt keine Infrastruktur – weder fließendes Wasser noch Strom, und jedes Haus ist in den schrillsten Farben gestrichen. Ganz zu schweigen von der ausgefallenen Architektur jedes einzelnen Anwesens. Wir übernachteten in dem kleinsten aber süßesten Haus im ganzen Ort. Der Vater von Julian’s Freunden hatte seine ehemaligen Pferdeboxen zu einem gemütlichen 4 x 8 Meter großen Feriendomizil umfunktioniert und im Vergleich zu unserem Toyota war das ein wahrer Luxusschuppen.
Da es uns wieder nach Abgeschiedenheit und Abenteuer sehnte, fuhren wir über Cape Cross in das abgelegene Ugab Tal. Dort fühlten wir uns weitgehend alleine auf der Welt, da wir fernab von jeglicher Zivilisation waren. Die erste Nacht campten wir in dem „Save the Rhino“ Camp (GPS Koordinaten S20 57.782 E14 07.942) und wurden zuerst in der offenen Erlebnisdusche von einer Schlange begrüßt, die sich ein paar Tropfen von dem undichten Wasserhahn genehmigte. Glücklicherweise fühlte sie sich durch uns gestört und suchte gleich das Weite. Am nächsten Morgen starteten wir eine wilde Off-Road Tour über die Doros Creater nördlich vom Ugab Tal. Die Strecke war nicht einfach zu befahren, jedoch erzeugte sie ein grandioses Abenteuergefühl und bot herrliche Landschaften. Vor allem der im GPS als nicht empfohlene „Landcruiser Hill“ führte über schroffe Felsen und war eine besondere Herausforderung. Unsere Zelte haben wir an einem einsamen schattenspendenden Baum aufgeschlagen und genossen die unberührte Einsamkeit. Umgeben von skurril geformten mehrfarbigen Felswänden sahen wir Bergzebras, Oryxe und Springböcke. Leider haben sich die ebenfalls in der Gegend existierenden Löwen, Nashörner und Elefanten vor uns versteckt. Das letzte Stück der Strecke führte durch atemberaubende Sümpfe und Schilfwälder des Ugab Flusstales. Es ist immer wieder beeindruckend, in dem ansonsten absolut trockenen Namibia auf Wasser und auf grünbewachsene Flusstäler zu stoßen. Am Ende dieser aufregenden Tour kamen wir bei dem Camp „White Lady“ mit Blick auf den leuchtenden Brandberg an. Die Aussicht auf den in Rot gehüllten Brandberg war herrlich, die Campsite jedoch wünschenswert.
Von der White Lady fuhren wir über Uis zur Spitzkoppe. An der Tankstelle in Uis sahen wir sofort, dass wir einen platten Reifen hatten. Es ist schon manchmal komisch, das war die erste Reifenpanne auf unserer Tour quer durch Afrika und wir fragten uns, warum es gerade auf einer guten Straße passiert ist. Dabei sind wir zwischendurch die wildesten Off-Strecken gefahren. Da wir auf diese Frage niemals eine Antwort finden werden, behoben wir das kleine Problem schnell und fuhren zur Spitzkoppe. Die aus Granit bestehenden rund geformten Berge haben uns sehr gut gefallen und boten hervorragende Klettermöglichkeiten auch ohne Seil. Wir genossen es, auf den abrutschsicheren schroffen Steinen herum zu klettern und besuchten das „Buschmancamp“ mit den gut erhaltenen Wandmalereinen. Leider war die Spitzkoppe nachts und vor allem morgens um diese Jahreszeit viel zu kalt und unglaublich windig. Wir wagten uns morgens erst lange nach Sonnenaufgang aus dem Zelt, da die Sonne sich bis dahin hinter den Bergen versteckte. Ansonsten ist die Spitzkoppe ebenfalls ein absolutes Muss für Namibiabesucher.
Weiter ging es nach Windhoek, doch darüber schreiben wir in unserem nächsten Blog…
Unsere Highlights
- Der grandiose Fish River Canyon
- Die wunderschöne Campsite Wolwedans am Namibrand
- Die herrlichen roten Dünen am Sossusfley
- Die kühlen Quellen in Houchabfontain
- Die schrillen Häuser von Flozka Barken
- Das pure Abenteuer im Ugab Tal
- Die herrlichen Kletterberge der Spitzkoppe